Mit gemischten Gefühlen sieht der Fußball einer Weltmeisterschaft entgegen, die viele Fragen und wohl auch genau so viele Probleme aufwirft. Zu einer ungewöhnlichen Zeit wird das WM-Turnier des Jahres 2022 im vermutlich brütend heißen Golfstaat Katar ausgetragen. Und zwar zwischen dem Eröffnungsspiel am 21. November und dem Finale am 18. Dezember. Fast überall auf dem Globus müssen die nationalen Spielpläne nach diesem Event ausgerichtet und häufig auch massiv verändert werden. Und doch muss man nicht über prophetische Gaben verfügen, um vorherzusagen, dass die Fans in aller Welt diesem Turnier mit Euphorie und Spannung entgegen blicken.
Erstmals in der Geschichte des Weltfußballs wird dieses Turnier im europäischen Winter ausgetragen. Das hat einen plausiblen Grund: Im Sommer wären die Temperaturen in Katar unerträglich. Ein zweites Novum ist die Kürze dieser Weltmeisterschaft. In etwas mehr als drei Wochen ist alles vorbei. Wenn es nach den Vorstellungen des Ausrichters gegangen wäre, hätten sogar 48 Nationen an dieser WM teilgenommen, doch für derlei Pläne konnte sich selbst die FIFA nicht begeistern. Das will etwas heißen, denn der Welt-Fußballverband verzichtete damit auf die größte Einnahme aller Zeiten.
Die WM-Qualifikationsspiele haben bereits begonnen - allen voran in Afrika und Asien. Da die Europäer einmal mehr die Mehrzahl der Teilnehmer stellen, wurden auch hier die ersten Spiele angepfiffen - allen Corona-Problemen zum Trotz. Ex-Weltmeister Deutschland erwischte eine auf dem Papier eigentlich ziemlich leichte Gruppe, leistete sich aber bereits einen peinlichen Ausrutscher gegen den WM-Zwerg Nordmazedonien. Bereits vor der für den DFB enttäuschenden Europameisterschaft wurde Jogi Löw als Bundestrainer verabschiedet.
Auf dem Weg nach Katar wird die Nationalelf nun von Hansi Flick betreut. Die zehn Gruppenersten erhalten automatisch das Ticket für das Turnier - die Zweitplazierten streiten um drei weitere Plätze. Automatisch qualifiziert ist lediglich der Gastgeber Katar. Der letzte WM-Gastgeber Russland startet, sofern er sich qualifiziert, unter neutraler Flagge, weil auch die Nationalmannschaft wegen des bewiesenen "Staats-Dopings" für vier Jahre gesperrt wurde.
Deutschlands Nationalteam hat den Anschluss zur Weltspitze inzwischen verloren und ist in der Weltrangliste, so wie der Nachbar Niederlande, weit abgerutscht. Doch die Fußballer aus dem Land des vierfachen Champions haben noch immer den Ruf einer "Turnier-Mannschaft", und daraus schöpfen die Fans ihre Hoffnungen für das eigentlich wenig geliebte Event in Katar. Das deutsche Mittelfeld-As Toni Kroos hat sich aus der Nationalmannschaft verabschiedet, doch Bundestrainer Flick wird aller Voraussicht jenen Spielern vertrauen, die er beim FC Bayern München zur Meisterschaft führte.
Ein erstes Ziel ist das Erreichen der Gruppenphase der Fußball-WM 2022 in Katar. Dort erreichen die beiden Ersten das Achtelfinale, wo das Turnier im K.o.-Modus fortgesetzt wird. Nachdem der Privatsender RTL die deutschen Begegnungen in der Qualifikation übertragen konnte, liegen die Rechte bei der Weltmeisterschaft wieder bei ARD und ZDF sowie sowie beim Streaming-Anbieter DAZN. Während das Eröffnungsspiel am 21. November um 11 Uhr deutscher Zeit übertragen wird, beginnt das Finale am 18. Dezember um 16 Uhr. Ob bis dahin die Kritiken an der Vergabe der WM 2022 verrauscht sind, bleibt abzuwarten. Eines aber steht bereits heute fest: Das aus recyceltem Stahl errichtete riesige Ras-Abu-Aboud-Stadion in Doha wird nach dem Finale wieder abgerissen. Auch das zählt zu den überraschenden Fakten dieser Fußball-Weltmeisterschaft am Persischen Golf.